07 NOVEMBER 2020
MICHAEL DOM

© Michael Dom
Die globale Covid-19-Pandemie hat viele Auswirkungen auf das tägliche Leben. Die Regierung von Papua-Neuguinea (PNG) hält sich an die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und definiert die ‚neue Normalität‘ für ihre Bürgerinnen und Bürger.
Doch für Tausende von peri-urbanen Armen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ums Überleben kämpfen, sind die Folgen von Gesundheitsmaßnahmen ganz normal.
In Nine Mile am Okuk Highway außerhalb von Lae City, dem Wirtschaftszentrum von PNG, wird am Straßenrand, meist von Müttern, Gemüse verkauft – mit nur einem Meter Abstand zum fließenden Verkehr.
Die Märkte am Highway sind seit Mitte Mai diesen Jahres in vollem Gange, noch bevor der erste offizielle Lockdown im Land am 2. Juni endete. Sie sind überlebenswichtig für Haushalte mit Jahreseinkommen unter 2.000 Euro.
Der Nine Mile Markt ist einer von mehreren beliebten Märkten für frisches Gemüse – alle informell entlang des Highways, der aus Lae herausführt. Er ist nachmittags an sieben Tagen die Woche offen. Während des Lockdowns von April bis Juni wurde er offiziell geschlossen, als ein ausländischer Arbeiter in einem Hotel in Ten Mile an dem Virus erkrankte.
Normalerweise fand der Markt auf einer Fläche gegenüber der Fahrbahn statt, wo er jetzt ist. Lokale Landbesitzer, die Community und ein in der Nähe ansässiges Geflügelunternehmen hatten das bei ständigen Streitigkeiten so ausgehandelt.
Der Marktplatz selbst ist ein kahles Stück Land, auf dem frisches Gemüse auf zerschnittenen Plastikplanen oder Matten liegt. Schatten spenden große Schirme oder Verschläge mit Tüchern.
Informelle Märkte schaffen für mehr als die Hälfte der Bevölkerung die wirtschaftlich wichtigste Erwerbstätigkeit. Schätzungen zufolge sind nur etwa 15% der 8 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Landes formell beschäftigt.
Informelle Gemüsemärkte werden von den lokalen Regierungen jedoch kaum beachtet. Selbst die grundlegendsten Dinge fehlen, wie sanitäre Einrichtungen – also etwas so Simples wie die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen, geschweige denn eine Toilette.
Informelle Märkte wie Nine Mile werden normalerweise dort eingerichtet, wo es Gewohnheitsrechte gibt, aber ohne Verpflichtungen gegenüber lokalen Regierungen.
Es ist klar, dass sich die lokale Spitze auch nicht zu kommunalen Gesundheitsdiensten verpflichtet sieht.
Das Beste, auf das die Frauen vom Nine Mile Markt hoffen können: dass die Polizei nicht auftaucht, um sie zu vertreiben und ihre Produkte kaputtzumachen. So erging es Frauen in einer ähnlichen Lage in der Hauptstadt Port Moresby.
Diese Normalität ist nicht neu.
Übersetzung: Iris Thalhammer
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Michael Dom

Michael Theophilus Dom, born in 1977, is a poet and scientist, graduated from University of Adelaide (PhD in animal science) and University of Papua New Guinea (BSc in chemistry), and working at the Papua New Guinea National Agriculture Research Institute. Dom is doing science & technology research for developing Papua New Guinea’s smallholder agriculture and livestock sector. In 2012, Dom won the Poetry Award of PNG’s national literary competition, The Crocodile Prize, for his sonnet “I met a pig farmer the other day”. His first collection of poetry, “At another Crossroads”, was published by the UPNG Press in 2013. Michael’s second collection, “The Musing of an Assistant Pig Keeper”, and two chapbooks, “O Arise!” and “Send words as gifts”, were published on the CreateSpace Independent Publishing Platform in 2015 and 2016 respectively. His most recent publications are “Dried grass over rough-cut logs” and “26 sonnets”, by PNG independent publishers late Francis Nii and Jordan Dean, respectively.
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This article first appeared on 31.08.2020 in the LCB Diplomatique – The Literary Colloquium Berlin’s alternative news portal International literary correspondents report on political aspects of their everyday lives in texts and images at https://lcb.de/diplomatique/the-covid-19-new-normal/?en.